+49 157 75 22 88 23 info@kultur-wandeln.de

Warum (richtige) Selbstreflexion für Führungskräfte so wichtig ist

von

Selbstreflexion, Achtsamkeitstraining, Meditation: Die Bewusstseinsarbeit findet zunehmend Anerkennung in der Personalentwicklung und Ausbildung von Führungsrkäften. Der Fokus wendet sich damit von den oberflächlichen Themen wie Rhetorik, Zeitmanagement oder Feedback hin zu dem wichtigsten Führungsaspekt: Dem Menschen und seiner Persönlichkeit.

Selbstreflexion ohne Empathie führt nicht zu Veränderung!

Allerdings führen Selbstreflexion und ähnliche Ansätze nicht per se zur gewünschten Veränderung. Die Erfahrung zeigt: Das „Durchdenken“ von Themen reicht nicht – die jährlichen Diätpläne und Neujahrsvorhaben lassen grüßen. Der Grund dafür ist, das sich tiefgehende Verhaltensänderungen auf emotionaler Ebene vollziehen müssen – und hier kommt die Empathie ins Spiel.

Empathie ist der soziale Klebstoff

Unter Empathie verstehen wir die Fähigkeit, die eigenen wie auch die Gefühle und inneren Motive anderer zu erkennen. Sich innerlich “in die Schuhe eines anderen stellen zu können” ist eine Beschreibung die man oft dafür liest. Eine gesunde Empathie ermöglicht es, die Belange anderer respektvoll anzuerkennen und in angemessenem Aúsmaß darauf Rücksicht zu nehmen. Empathie, die Fähigkeit zum “Mitempfinden”, ist der „soziale Klebstoff“ für den Zusammenhalt der menschlichen Gemeinschaft und die Grundlage jeder Zusammenarbeit in Organisationen und Unternehmen.

Selbstempathie ist der Wegweiser für das Wohlbefinden

Genauso wichtig wie die Empathie für andere Personen ist jedoch die Selbstempathie – also der authentische Zugang zu seinen eigenen Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen. Diese sind der innere Kompass für das eigene Wohlbefinden – nur wenn ich weiß, was ich brauche, kann ich etwas tun, um es zu bekommen. Nun könnte man denken, es sei selbstverständlich zu wissen was man braucht. Wenn dies so wäre, gäbe es keine Volksrkankheit Burn-Out, keine Depressionen, keine Überarbeitung etc.

Im gleichen Ausmaß, wie die Fähigkeit sich selbst zu verändern, überschätzt wird, wird der negative Einfluss von Konventionen und Normen auf sich selbst meist unterschätzt. Oder anders gesagt: Wir handeln sehr oft gegen unsere Bedürfnisse, weil dies von unserer Umwelt erwartet (und auch gefordert) wird – manchmal aber auch nur, weil wir dies denken (ein Realtitätscheck hat hier schon manchen überrascht).

„Empathie-Lücken“ steuern unser Verhalten

Die Fähigkeit zur Empathie ist dem Menschen grundsätzlich angeboren. Für die ausreichende Ausbildung von Empathie in der Kindheit braucht es jedoch ein entsprechend empathisches Umfeld. Verschiedene Studien legen den Zusammenhang nahe, dass aggressionsberreite Menschen in wenig mitfühlenden Umständen aufgewachsen sind, oft selbst Gewalt erfahren haben oder als Kinder emotional/seelisch vernachlässigt wurden¹.

Allerdings kann man diese Empathie für  sich oder andere nicht immer gleichermaßen aufbringen, was oft Konflikte und Auseinandersetzungen, aber  auch Überforderung, Burn-Out bis hin zur Depression zur Folge hat. Wir haben dafür den Begriff Empathie-Lücke geprägt. Damit bezeichnen wir die Ursache für das Fehlen bzw. eine geringe Ausprägung von Empathie in bestimmten Situationen oder bei bestimmten Auslösern. Empathie-Lücken zeigen sich u.a. in stark abwertenden Äußerungen, oder in reaktivem / aggressivem Verhalten.

Eine bessere Führungskraft werden durch Selbstreflexion

Da wir alle mehr oder minder große Empathie-Lücken haben, bleibt es nicht aus, dass wir immer mal wieder darauf hin gestoßen werden, z.B. durch

  • sich wiederholende Konfliktmuster
  • Erlebnisse, über die man sich dauerhaft ärgert
  • Erlebnisse, die Verletzung, Scham oder Schuld auslösen
  • sich wiederholendes Feedback über ein “auffälliges” Verhalten
  • länger andauernde belastende Gefühle wie Depression, Kummer, Unruhe, Erschöpfung u.ä.

Unsere Erfahrung zeigt, dass Empathie-Lücken auch bei Erwachsenen noch erfolgreich “aufgefüllt” werden können und so dauerhafte, authentische Verhaltensänderungen durchaus möglich sind. Praktisch geschieht dies durch die empathische Klärung unverarbeiteter Erfahrungen und emotionaler Verletzungen – dies verstehen wir unter (richtiger) Selbstreflexion. Diese Form der Persönlichkeitsentwicklung für Führungsrkäfte ist herausfordernd – aber die beste, weil nachhaltigste Investition für den Kulturwandel im Unternehmen.

Literaturempfehlungen:
Joachim Bauer, Warum ich fühle was du fühlst

*1 Steve Wineman bspw. zeigt dies in seinem Buch “Power Under – Trauma and Nonviolent Social Change

portrait markus 23_webEin Artikel von Markus Fischer, Dipl. Volkswirt, Berater bei Kultur-wandeln.de.

Wenn Sie mich direkt erreichen möchten: Email an fischer@kultur-wandeln.de oder rufen Sie mich an: +49 (0)157 75 22 88 23.